Wer motiviert ist, vermag zu begeistern

Burnout-Beraterin Christine Odette Meier unterstützt Betroffene mit einer Pferdestärke und reintegriert sie am Arbeitsplatz 

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Christian Fink, Basler Zeitung vom 9. Dezember 2012

BaZ: Frau Meier brachten Sie in Ihrer Schulzeit gute Noten nach Hause?

Christine O. Meier: Jein, Sprachen und Wirtschaftsfächer lagen mir, Mathematik war mir ein Gräuel. 

 

Welches waren Ihre ersten Berufswünsche?

Bäuerin und „Pferdeflüsterin“; später reizten mich Journalismus und Psychologie.

 

Womit haben Sie Ihr erstes Geld verdient?

Meine Jura-Oma produzierte von Hand Gartenplatten und Heckenpfosten aus Zement. Sie lehrte mich die Bestandteile  zu mischen, in Form zu bringen und in die Hände zu spucken. Das war Schwerstarbeit und machte mich mächtig stolz.

Sind Sie mit Ihrem Bildungsweg zufrieden?

Ja, mit einem Mix aus Phil. I,  Bankpraktika, Public Relations-, Management- und Coaching-Ausbildungen kann ich seit fünf Jahren in meiner Rolle als Beraterin aus dem Vollen schöpfen. 

 

Welchen guten Rat würden Sie Jugendlichen auf ihren Bildungsweg mitgeben?

Entscheide mit dem Herzen und verfolge Deine Ziele. Denn wer motiviert ist, kann begeistern. Quereinsteigern bieten sich viele Möglichkeiten und Titel sind nicht das massgebende Kriterium.

Würden Sie im Rückblick einen anderen Ausbildungsweg wählen?

Vielleicht. Manchmal sind mir die Themenschwerpunkte auch „zu-gefallen“. Dann war das Lernen besonders intensiv.

Könnten Sie sich vorstellen, nochmals etwas gänzlich anderes zu tun? Falls ja, was?

Nein. Als Unternehmerin kann ich meine Arbeitsinhalte selbst bestimmen. Der Beruf als Coach mit Spezialgebiet Burnout und einem eigens entwickelten Vorgehens-Konzept ist vielfältig und bereichernd, was wiederum Weiterentwicklung bedeutet.

 

Wo haben Sie am meisten gelernt?

Die „intensivste Lebensschule“ durchlief ich nach  Restrukturierung und Stellenverlust bei einer Grossbank.

Durch meine eigene „Lebenskrise“ kenne ich etliche Schattierungen dieses Themas und ich habe viel über die Motive und Antreiber der Menschen erfahren.
 

Was ist Ihnen wichtig im Umgang mit Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern?

Klare, transparente und direkte Kommunikation auf gleicher Augenhöhe.

Bei meinen speziellen „Mitarbeitern“ – den Pferden in ihrer Rolle als Co-Trainer – lege ich Wert auf einen ruhigen Umgang.

Was verstehen Sie unter Stress?

Wenn anstehende Aufgaben, Verpflichtungen und Zeitbudget nicht unter einen Hut passen und  somit die Erwartungen anderer / die eigenen Erwartungen nicht erfüllt werden können. Ein Thema, das bei Kunden immer im Zentrum steht.

 

Die Interaktion mit dem Pferd als Katalysator erlaubt tief greifende, helfende Einsichten

 

Wie spüren Sie die gegenwärtige Wirtschaftslage?

Immer mehr Burnout-Betroffene und Stellenlose melden sich. Die Arbeitssituation und ständige Verfügbarkeit belastet; 50 jährige müssen sich neu orientieren.

Was schätzen Sie an Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern?

Meine grossen und speziellen  „Mitarbeiter“, die Pferde, lassen sich nicht von materiellen Dingen beeinflussen. Sie reagieren instinktiv und spiegeln das Verhalten der Kunden wider. Die Interaktion mit dem Pferd als Katalysator erlaubt tiefgreifende Einsichten und fördert die  eigene Lösungsfindung ohne Medikamente.

Im Coaching-Netzwerk unterstützen wir einander nach dem Motto „best practice“.

 

Haben Sie Vorbilder?

Keine namentlichen. Querdenker und Menschen mit Herzens-Energie beeindrucken mich.

 

Worüber ärgern Sie sich?

Über Menschen ohne Respekt und Wertehaltung und solche, deren einziger Antreiber Geld ist.

 

Wie entspannen Sie sich?

Durch intensive, ganzjährige Gartenarbeit auf einem herrlichen „Flecken Erde“ mit altem Baumbestand, etlichen Vögeln und viel Freiraum. Dabei kann ich total runterfahren und abschalten.

Durch intensive, ganzjährige Gartenarbeit auf einem herrlichen „Flecken Erde“ mit altem Baumbestand, etlichen Vögeln und viel Freiraum. Dabei kann ich total runterfahren und abschalten.

 

Gibt es andere Orte auf dieser Welt, wo Sie gerne leben und arbeiten möchten?

Im Jura, 40 km ab Basel, würde ich gerne einen inspirierenden Ort für begleitete Retraiten eröffnen. Im Moment bin ich jedoch rundum zufrieden mit meiner Lebens- und Arbeitssituation.

 

Wie halten Sie Ihr Gewicht?

Frau geniesst und baut am Tag darauf beim „pferdeunterstützten Coaching“ und Wandern mit Kunde und Pferd die Kalorien wieder ab.

 

Sind Sie in den Ferien online?

Für aktuelle Kunden bin ich in einem Zeitfenster erreichbar.

 

Leben Sie nach einem bestimmten Lebensmotto?

Nein. Mich hat jedoch das Zitat von Goethe: „Es ist nicht genug zu wissen, man muss auch anwenden; es ist nicht genug zu wollen, man muss auch tun“, lange begleitet.”